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Opt Green: Das neue Projekt für nachhaltige Software von KDE Eco

Inspiriert durch den Erfolg des Projekts „Blauer Engel Für FOSS“ (BE4FOSS) und KDEs anhaltendem Ziel der nachhaltigen Software, hat KDE Eco eine neue Initiative gestartet: „Opt Green: Nachhaltige Software Für Nachhaltige Hardware“.

Opt Green: Nachhaltige Software für Nachhaltige Hardware

Durch ihr Design gewährleistet Freie Software Transparenz und Nutzungsautonomie. Dadurch haben Sie die Kontrolle über Ihre Hardware, indem es keine unnötigen Abhängigkeiten von Anbietern gibt. Mit Freier Software können Sie Geräte so nutzen, wie Sie es möchten, und das so lange Sie möchten. Es gibt keine Bloatware, und Sie können unerwünschte Datennutzung und Werbung, die den Energiebedarf erhöht und Ihr Gerät verlangsamt, blockieren – gleichzeitig verhindern Sie ungebetene Spionage in Ihrem Privatleben. Mit Software, die für Ihre Bedürfnisse und nicht für die der großen Anbieter entwickelt wurde, können Sie Anwendungen auswählen, die für Ihre Hardware ausgelegt ist. Verabschieden Sie sich von vorzeitiger Hardware-Obsoleszenz: schlanke, effiziente Freie Software läuft auf Geräten, die Jahrzehnte alt sind!

Unabhängige und nachhaltige Freie Software ist nicht nur gut für die Nutzenden sondern auch für die Umwelt.

Die Kampagne „Global denken, lokal handeln“ forderte die Menschen auf, auf die globale Gesundheit zu achten, indem sie in ihren lokalen Gemeinschaften aktiv werden. Unser neues Projekt fordert die Menschen auf, dasselbe im Bereich der Computertechnik zu tun. (Bild von Karanjot Singh, veröffentlicht unter einer CC-BY-4.0 Lizenz.)
Figure : Die Kampagne „Global denken, lokal handeln“ forderte die Menschen auf, auf die globale Gesundheit zu achten, indem sie in ihren lokalen Gemeinschaften aktiv werden. Unser neues Projekt fordert die Menschen auf, dasselbe im Bereich der Computertechnik zu tun. (Bild von Karanjot Singh, veröffentlicht unter einer CC-BY-4.0 Lizenz.)

In den nächsten zwei Jahren wird die „Opt Green“-Initiative das, was KDE Eco für nachhaltige Software tut, direkt zu Nutzenden bringen. Dieses Projekt richtet sich an Menschen, die nachhaltig konsumieren und mit ihren umweltbezogenen Kaufentscheidungen die Märkte in Richtung Nachhaltigkeit verändern, sogenannte „Öko-Konsumenten“.

Durch Online- und Offline-Kampagnen sowie Installationsworkshops werden wir die Möglichkeit demonstrieren, mit Freier Software den Ressourcen- und Energieverbrauch zu senken und Geräte so lange zu nutzen, wie es die Hardware und nicht die Software ermöglicht.

Unser Motto: Das nachhaltigste Gerät ist das, das Sie bereits besitzen.

Das Thema softwaregetriebene Nachhaltigkeit ist für alle Nutzenden und Entwickelnden von Freier Software relevant. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich uns anschließen und Partner im Kampf gegen die durch Software verursachten Umweltschäden werden. Besuchen Sie das Invent-Repository des Projekts oder die Kontaktseite, um sich noch heute zu beteiligen!

Umweltschäden durch Software

Am 14. Oktober 2025 wird das Ende der Unterstützung für Windows 10 voraussichtlich dazu führen, dass 240 Millionen Computer zu Elektroschrott werden da sie nicht mehr für das Upgrade auf Windows 11 in Frage kommen. Darüber hinaus wird macOS die Unterstützung für Intel-basierte Apple-Computer (frühestens) ab 2026 nicht mehr gewährleisten (zuletzt verkauft 2020). Dadurch werden noch mehr Millionen und Abermillionen funktionierende Geräte überflüssig gemacht. Wenn Nutzende keine Kontrolle über die Software haben, auf die sie sich verlassen, besteht für sie ein Sicherheitsrisiko, wenn der Software-Support endet ... es sei denn, sie kaufen einen neuen Computer. (Zum Vergleich: Erst im Jahr 2022 schlug Linus Torvalds erstmals vor, die Linux-Kernel-Unterstützung für Intel 486-Prozessoren aus dem Jahr 1989 einzustellen. Das sind 33 Jahre Unterstützung!)

Produzenten verlangen häufig den Kauf eines neuen Gerätes, um Softwareupdates zu ermöglichen. Allzu oft geschieht dies aus wirtschaftlichen Gründen und nicht aus technischen Notwendigkeiten. Obwohl neue Hardware immer leistungsfähiger geworden ist, ist neue Software mit ähnlicher oder identischer Funktionalität häufig weniger effizient und verbraucht mehr Energie, wodurch ältere, weniger leistungsstarke Geräte unbrauchbar werden.

Schon im Jahr 2015 warnte Achim Steiner, ehemaliger Leitender Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), vor der „Flutwelle von Elektroschrott, die über die Welt rollt“.

2016 fielen schätzungsweise 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott an, was umgerechnet etwa 4500 Eiffeltürmen entspricht. Würde man diese Eiffeltürme aufeinanderstapeln, wäre dieser Stapel 17 Mal höher als der Mount Everest.

2017 stellte die Universität der Vereinten Nationen fest, dass Elektroschrott der am schnellsten wachsende Abfallstrom der Welt ist.

Im Jahr 2022 erreichte die Menge an Elektroschrott 59,4 Millionen Tonnen, ein Anstieg von 33% seit 2016.

Der Strom an Elektroschrotts nimmt auch heute noch weiter zu.

Im Jahr 2016 wurden 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Dies entspricht schätzungsweise 4.500 Eiffeltürmen, die, gestapelt, 17 Mal höher wären als der Mount Everest. (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz. Design von Anita Sengupta.)
Figure : Im Jahr 2016 wurden 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Dies entspricht schätzungsweise 4.500 Eiffeltürmen, die, gestapelt, 17 Mal höher wären als der Mount Everest. (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz. Design von Anita Sengupta.)

Software wird oft als Faktor für Nachhaltigkeit unterschätzt, spielt aber eine tragende Rolle. Sie beeinflusst sowohl den Energieverbrauch als auch die Systemanforderungen von Hardware. Sie bestimmt, wie lange ein Gerät sicher verwendet werden kann. Da Software auf alltäglichen Geräten läuft, von Kaffeemaschinen bis zu Smartphones, von Zügen bis zu Drohnen, wird die Rolle von Software bei der Erhaltung funktionsfähiger Hardware und der Vermeidung von Elektroschrott immer wichtiger.

Für Konsumenten mag der Umweltschaden außer Sicht und damit auch außer Acht sein. Doch die Umwelt spürt die Auswirkungen, vom CO2-Ausstoß in die Atmosphäre über die Deponien, auf denen unsere ausrangierten Geräte landen, bis hin zur Luft, den Böden und den Gewässern in ihrer Umgebung – ganz zu schweigen von den Menschen und Tieren.

In Agbogbloshie/Ghana verbrennt ein junger Mann Elektrokabel, um Kupfer zu gewinnen. Ein anderer Schrottsammler bringt weitere Kabel zum Verbrennen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 im „International Journal of Cancer“ berichtet über einen Zusammenhang zwischen der Nähe zu E-Müll-Verbrennungsstellen und Lymphomen bei Kindern. (Bild von Muntaka Chasant, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz.)
Figure : In Agbogbloshie/Ghana verbrennt ein junger Mann Elektrokabel, um Kupfer zu gewinnen. Ein anderer Schrottsammler bringt weitere Kabel zum Verbrennen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 im „International Journal of Cancer“ berichtet über einen Zusammenhang zwischen der Nähe zu E-Müll-Verbrennungsstellen und Lymphomen bei Kindern. (Bild von Muntaka Chasant, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz.)

Besonders verheerend ist dies, wenn man die Umwelt- und Sozialschäden durch Elektroschrott bedenkt, vor allem wenn dieser durch verfrühte Obsoleszenz anfällt. Die Herstellung und der Transport eines Gerätes machen über seinen Lebenszyklus 50–80+% seines CO2-Fußabdrucks aus. Einem Umweltbericht vom Umweltbundesamt zufolge müsste man einen Computer über 30 Jahre lang nutzen, bevor Effizienzsteigerungen von neu produzierten Geräten deren Kauf rechtfertigen.

Des Weiteren verschlingt die Gewinnung von seltenen Erden in der Produktion Unmengen an Energie und findet unter miserablen sozialen Bedingungen, meinst im Globalen Süden, statt. Zur Entsorgung werden Geräte typischerweise in den Globalen Süden zurückgeschickt, wo sie als giftiger Abfall die Umwelt verschmutzen und enorme Schäden für die Gesundheit der Arbeitenden verursachen oder sogar zum Tod führen.

Apples CO2-Fußabdruck. Quelle: Apple (2019) „Environmental Responsibility Report: 2019 Progress Report, covering fiscal year 2018". (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz. Design von Anita Sengupta.)
Figure : Apples CO2-Fußabdruck. Quelle: Apple (2019) „Environmental Responsibility Report: 2019 Progress Report, covering fiscal year 2018". (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA-4.0 Lizenz. Design von Anita Sengupta.)

Den Konsumenten geben, was sie wollen

Weltweit steigt das Interesse an Umweltschäden und nachhaltigen Produkten seit 2015 stetig an. Eine Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass 50% der europäischen Nutzenden zwei Gründe für den Kauf neuer Geräte nennen: Leistungsprobleme und nicht funktionsfähige Software. Darüber hinaus glauben 8 von 10 Nutzende, dass die Unternehmen verpflichtet werden sollten, die Reparatur digitaler Geräte zu erleichtern.

Freie Software bietet Nutzenden bereits, was sie sich wünschen, die meisten wissen das aber noch nicht. Transparenter Code ermöglicht schlanke, leistungsstarke Software auch auf viel älteren Geräten. Gleichzeitig garantiert die Nutzungsautonomie das Recht auf Reparatur, wenn Anwendungen nicht mehr funktionieren.

Okular, der beliebte plattformübergreifende PDF-Leser und universelle Dokumentenbetrachter von KDE, wurde 2022 mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet. (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-4.0 Lizenz.)
Figure : Okular, der beliebte plattformübergreifende PDF-Leser und universelle Dokumentenbetrachter von KDE, wurde 2022 mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet. (Bild von KDE, veröffentlicht unter einer CC-BY-4.0 Lizenz.)

Tatsächlich spielen Transparenz und Nutzungsautonomie bei der Entwicklung nachhaltiger Software eine entscheidende Rolle. Sie erkennen auch die Kriterien des Blauen Engels für Desktop-Software als wegweisend an. Von 2021 bis 2023 hatte das KDE Eco Projekt „Blauer Engel Für FOSS“ (BE4FOSS) das Ziel, Informationen über das Umweltzeichen Blauer Engel in den Entwicklungskreisen zu verbreiten. Im Jahr 2022 wurde Okular, der beliebte PDF-Leser und universelle Dokumentenbetrachter von KDE, als allererste Software überhaupt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet! Das BE4FOSS-Projekt gipfelte im KDE Eco Handbuch „Applying The Blue Angel Criteria To Free Software“. Die Ziele nachhaltiger Software von KDE werden mit der Entwicklung von Emulationswerkzeugen wie KdeEcoTest und Selenium AT-SPI fortgeführt, um den Energieverbrauch von Software im KEcoLab zu messen.

Nun gilt es, unsere bisherigen Errungenschaften direkt den Öko-Konsumenten zugänglich zu machen.

Mit Bildungsangeboten und Workshops will das Projekt „Opt Green“ Elektroschrott bekämpfen, indem Hardware mithilfe Freier Software weiter genutzt werden kann. Obwohl das Problem von softwarebedingtem Elektroschrott bei immer mehr digitalen Geräten auftritt, liegt der Schwerpunkt auf Desktop-PCs, Laptops und nach Möglichkeit Smartphones und Tablets. Geplant sind Infostände auf Fair-Trade-, Bio- und Handwerksmärkten sowie Nachhaltigkeitsfestivals wie dem Umweltfestival Berlin. Nutzende erhalten Informationsbroschüren und wir demonstrieren von Produzenten aufgegebene Geräte, die dank der unermüdlichen Arbeit der inspirierenden Freie-Software-Communitys nicht nur benutzbar sind, sondern auch Freude bei der Benutzung bereiten. Installations-Workshops vermitteln Nutzenden das nötige Know-how, um ihre Geräte so lange wie möglich zu verwenden.

Konsumenten brauchen keinen neuen Computer, um sichere und aktuelle Software zu erhalten; sie brauchen nur die richtige Software. Freie Software bietet Nutzenden bereits heute, was sie sich wünschen, und wir werden hart daran arbeiten, dass sie das auch erfahren.

Sind Sie bereit sich uns anzuschließen?

Konsumenten wünschen sich nachhaltige und reparierbare digitale Geräte. Wir glauben daran, dass die Bereitstellung von Software, mit der Nutzende ihre Geräte länger verwenden können und sie nicht auf der Mülldeponie landen, die Nachfrage nach Produkten mit Freier Software antreiben wird und somit eine langfristige Nutzung der Hardware ermöglicht.

Möchten Sie sich unserer Bewegung anschließen, um Elektroschrott mit Freier Software zu bekämpfen? Dann besuchen Sie unsere Kontaktseite, um sich zu engagieren.

Wir brauchen Freiwillige wie Sie, um die „Opt Green“-Kampagne in Städte auf der ganzen Welt zu bringen. Wir brauchen Freiwillige wie Sie, um ansprechende Leitfäden und ansprechendes Material für die weltweite Verbreitung zu entwerfen. Wir brauchen Freiwillige wie Sie, um in Magazinen und Zeitungen über das Projekt zu berichten. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, nachhaltige Software in Ihre Gemeinde zu bringen!

Sind Sie vielleicht daran interessiert, an der Entwicklung von Messwerkzeugen wie KdeEcoTest und Selenium AT-SPI mitzuwirken, die Automatisierung von KEcoLab zu verbessern oder Werkzeuge zur Messung des Energieverbrauchs Ihrer Softwareanwendung zu verwenden? Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um Energieeffizienz transparent zu machen und in die Entwicklung Freier Software zu integrieren!

Oder vielleicht tragen Sie aktiv zu einem Freie-Software-Projekt, das Hardware länger nutzbar macht, bei. Bitte melden Sie sich bei uns! Wir möchten die großartige Arbeit, die Sie leisten, direkt bei den Nutzenden bewerben.

Weitere Ideen sind natürlich herzlich willkommen. Ein Teil des Projekts wird darin bestehen, herauszufinden, was funktioniert, und das Engagement von Menschen wie Ihnen wird dieses Projekt zum Erfolg führen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich uns anschließen. Hier gibt es noch mehr Informationen: https://eco.kde.org/get-involved/

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am Montag, den 17. Juni 2024 aktualisiert.

Funding Notice

Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV1). Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.

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